Praxistag für Gewässerwarte - Campingplatz Wetzlar.
An der Lahn - Pachtstrecke des ASV Wetzlar fand ein Praxistag für
Gewässerwarte statt.
Thema war die Gewässergüte bestimmen und beurteilen - durch biologische
Untersuchungen.
Ein kleiner Teilnehmerkreis, alles Absolventen des Online
Kurses für Gewässerwarte Hessen
der von unserem Partner Fishing King angeboten wird. In diesem Online Kurs
findet die Grundausbildung statt.
Die ersten Teilnehmer sind schon da.
Teilnehmer von der IG_Lahn, vom ASV Harreshausen und Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz, aus der Nähe von Ludwigshafen.
Zunächst wird Theorie vermittelt.
Sinn dieser Kurse ist es die Gewässerwarte zu schulen, dass sie ihre Gewässer
kennenlernen.
Das sie sinnvolle Wiederbesatzmaßnahmen durchführen und die Förderung der
Kompetenz.
Das Buch von Werner H. Baur
https://dafv.shop/products/lfv-bw-werner-h-baur-gewassergute-bestimmen-und-beurteilen-band-1
Nach dem Kurs in Hanau, bei dem es um die Chemische Untersuchung des
Gewässers ging, soll heute
die biologische Untersuchung stattfinden. Die Chemische Untersuchung ist eine
Momentaufnahme - schnell ändert sich
die Wasserqualität - Wetter- und Umwelteinflüsse bringen andere Ergebnisse.
Wenn frequentiert Monitoring betrieben wird , dann haben wir
langfristige Aussagen.
Wir können die Gewässer in Güteklassen einteilen
Hier noch zwei PDF-Dateien
Das politische Ziel ist es eine Gewässergüteklasse von 2,5 zu erreichen, was
wohl nicht zu schaffen ist.
Was auch daran liegt, dass viele Menschen aufs Land ziehen und die kleinen
Kläranlagen diese Kapazität nicht mehr schaffen.
Aber man sollte es immer anstreben.
Mit den Gewässergüteklassen können wir die Ertragsfähigkeit eines
Gewässers ermitteln.
Unterschied zwischen Fließ- und Stillgewässer - im Stillgewässer muss man in die
Tiefe gehen und Schlamm entnehmen,
den man dann sieben kann.
Karl Schwebel Vize-Präsident des Verbandes Hessischer Fischer, der mit
Fishing King den Online-Kurs entwickelt hat,
hat schon mal einen Eimer mit Makrozoobenthos = wirbellose, tierische
Organismen die im Wasser leben mitgebracht.
Da konnten die Teilnehmer schon einmal schauen.
Karl Schwebel erklärt die Ausrüstung - man brauch nicht viel - ein
Küchensieb, ein Netz, ein Gefäß und eine Pinzette
reichen aus.
Natürlich ist es toll, wenn man ein Binokular hat, aber eine Becherlupe reicht auch völlig aus.
Kleine und große Netze - aber auch ein Küchensieb reicht völlig.
Biologische Gewässergüte - hier können wir mit wenig Technik langfristige
Aussagen treffen
- eine Steinfliege lebt 3 Jahre im Gewässer
- eine Maifliege 2 Jahre
Die Methodik ist wichtig -
An der gleichen Stelle sammeln
Sediment sieben (Sand, Kies, Uferrand abtragen) - 10 Minuten
Erlenwurzeln - Sieb darunter halten - 10 Minuten
Steine umdrehen (Schnecken, Rollegel) - 10 Minuten
Bei Hochwasser macht es keinen Sinn - da sollte man auf den normalen Pegel warten.
Sie haben eine Selbstreinigungskraft für das Gewässer und stellen die Nahrung
für kleine Fische dar.
Sie sind gar selbst Jäger, so wie die Steinfliegenlarve oder die Rollegel, sie
saugen andere Wirbellose aus.
Wichtig ist es die Bestimmung regelmäßig durchzuführen, so hat man bei einem
Unfall, Fischsterben die Erkenntnisse
aus den letzten Jahren und hat auch die Werte der Ertragsfähigkeit und kann dann
Schadensersatzforderungen geltend machen.
Sollten Schadstoffe ins Wasser gelangen und man erfährt schnell davon, kann man
anhand von toten Bachflohkrebsen
relativ genau lokalisieren, wo die Einleitung stattgefunden hat. Der
Bachflohkrebs ist dann völlig ausgebleicht.
Das Phytoplankton besteht aus frei im Wasser schwebenden,
meist nur unter dem Mikroskop erkennbaren Algen verschiedener Algenklassen. Das
Phytoplankton ist phototroph.
Je nach Lichtverhältnissen kommt es mit der Sonne nach oben, das kann auch bei
Vollmond passieren.
Auch der Bachflohkrebs kommt am Tag hoch und lässt sich nachts absinken.
Die Schlammfliege braucht wenig Sauerstoff.
Die meisten Fischaufstiegsanlagen, wenn sie denn für die Fische
funktionieren, lassen sie noch lange nicht die
Makrozoobenthos mitwandern.
Auch interessant ist, die Steinfliege ist eigentlich eine Uferfliege - sie
kann nämlich nicht richtig fliegen, das heißt wenn sie
weg ist, ist sie weg - sie kommt eben genau deswegen nicht woanders
hergeflogen..
Bei Eintagsfliegen ist das anders - die machen einen Kompensationsflug den
Bach aufwärts,
hingegen die Köcherfliege sich auch nicht weit von ihrem Areal bewegt.
Wichtig - haben wir viele Arten, können wir sehr genau bestimmen - bei wenigen
Arten kommt die Chemische Untersuchung zum tragen.
Genug Theorie - jetzt kommt die Praxis - die Feinheiten lernt man mit der
Zeit. Wichtig ist eben ans Wasser zu gehen, zu sammeln,
bestimmen und zählen. Das ist nicht so schwierig - dann gibt es von Baur oder
Jens gute Auswertungsbögen um die
Ertragsfähigkeit zu ermitteln.
Jetzt geht es ans Wasser - wunderschön ist die Lahn hier, vor dem Wehr in Wetzlar - hier fließt sie auch noch gut.
Üppige Wasserpflanzen.
Treibholz und umgestürzte Bäume.
Alle sind hoch motiviert - endlich geht es in die Praxis.
Lichtspiel in den Wasserpflanzen.
Karl Schwebel zeigt, wie man mit dem Sieb die Wasserpflanzen abstreift.
Steine werden untersucht.
In den Laborschalen sammeln sich immer mehr Makrozoobenthos.
Wie die Goldsucher - so werden akribische die Siebe durchsucht.
In so einer Laborschale - früher aus dem Fotolabor bekannt kann man die
Wirbellosen gut sammeln,
aber auch ein geteilter Kantinen-Teller aus Plastik ist sehr gut geignet.
Untersuchung der Baumwurzel.
Wir hatten viel Spaß.
Bevor es zurück zur Auswertung geht - noch ein Gruppenfoto.
Noch ein Portrait am Wasser.
Jetzt heißt es die Schalen sicher zurück bringen.
Jetzt wird sortiert und gezählt und auch schon Tiere in die Schalen für das Binokular verbracht.
Die sind schnell
Nachdem sie bestimmt und gezählt wurden geht es ans Biokular.
Betrachten der Urzeittiere.
Es ist faszinierend.
Köcherfliege
Rollegel und Kleinlibelle
Libelle
Schnecke
Flohkrebs
Jetzt schauen wir uns ein Video über die Berechnung der Ertragsfähigkeit an.
Die Gewässergüteklasse haben wir bestimmt - sie beträgt nach Baur 2,1 und nach
Jens kommt genau dasselbe raus.
Der biologische Zustandswert von Jens ist stark fokussiert - weniger
zahlenreich.
Die Ertragsfähigkeit 106kg/ha. 1/3 der Fische kann man abschöpfen, ohne den
Bestand zu gefährden.
Das heißt ca. 35 kg. Das beruht auf Erfahrungswerten.
Currywurst
Auch danach vertieften wir noch die Berechnungen.
Ein gelungener Praxistag - wir haben viel gelernt und auch viel Spaß gehabt.
Karl Schwebel hat den Kurs hervorragend durchgeführt - es ist ihm ja auch
ein Anliegen, dass
die Gewässerwarte gut ausgebildet sind.